Wer zur kalten Jahreszeit in den Zoo geht, sucht einige wenige unserer Tiere tatsächlich vergeblich. Während die Polarwölfe aufmerksam durch ihre Anlage streifen, die Jaguare lieber drinnen im Warmen sind und die Gibbons trotzig in einer Baumkrone verharren, haben sich unsere Braunbären ab etwa Mitte bis Ende November in ihre Höhle begeben und schlafen gelegt. In der Regel bekommt man sie dann erst wieder im März zu Gesicht. Genauso verhält es sich mit den Schwarzschwanz-Präriehunden. Anders als bei anderen kleineren Wildtieren, wie Igel, Hamster oder Siebenschläfer lockt es die Präriehunde an wärmeren Tagen aber durchaus mal ins Freie. Dann sehen sie kurz nach dem Rechten, um sich anschließend wieder hinzulegen. Deshalb halten sie im Gegensatz zu Igel, Hamster und Siebenschläfer auch keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe. Übrigens auch im Gegensatz zu den Weißschwanz-Präriehunden, die ebenfalls Winterschlaf halten.
Aber was unterscheidet nun den Winterschlaf von der Winterruhe? Beim Winterschlaf, der wie die Winterruhe dazu dient, die nahrungsknappe Jahreszeit zu überstehen, werden alle Körperfunktionen drastisch heruntergefahren. So senken beispielsweise Igel ihre Körpertemperatur von 36 auf etwa acht Grad Celsius herab, anstatt 40 bis 50 Mal pro Minute, atmen sie nur noch ein bis zwei Mal und ihr Herz schlägt nicht mehr rund 200 Mal, sondern nur noch fünf Mal pro Minute. Natürlich läuft auch der Stoffwechsel auf absoluter Sparflamme. Dank dieser Strategie zehren sie bis zum Frühjahr von ihrem im Herbst angefressenen Winterspeck. Auch Tiere, die sich während der kalten Jahreszeit in Winterruhe begeben, setzen auf diese Überlebensstrategie. Allerdings ohne ihre Körpertemperatur abzusenken. Auf diese Taktik setzen zum Beispiel Eichhörnchen, Dachse, Biber oder Braunbären. Deshalb haben Besucher des Zoo Salzburg im Winter gerne den Eindruck vor einer verwaisten Bärenanlage zu stehen. In Wahrheit haben sich Blanca und Aragon jedoch in ihre Winterruhe verabschiedet.
Und wo wir schon beim Thema sind: Neben Winterschlaf und Winterruhe, existiert im Tierreich noch die Winterstarre. In diese fallen im Winter viele wechselwarme Tiere, wie auch die im Zoo Salzburg lebenden Griechischen Landschildkröten oder die Feuersalamander, von denen ab dem Frühjahr wieder ein paar Exemplare im Zoo bewundert werden können. Während es für Winterschläfer gefährlich wird, wenn ihre Minimaltemperatur unterschritten wird, halten Tiere in Winterstarre auch Temperaturen von unter Null Grad Celsius aus. Dazu sind sie deshalb in der Lage, weil über eine Art eingebautes „Frostschutzmittel“ verfügen, das ihr Blut auch bei Minusgraden flüssig hält.
Zoo Salzburg, 12. November 2020