Von einer langen Verbindung zum gelebten Artenschutz

Er ziert die Wand des Verwaltungsgebäudes und das alte Eingangstor. Besucher begegnen ihm am Vorplatz des neuen Haupteingangs in Form einer Skulptur und der zweite Eingang nahe des Hellbrunner Schlosses trägt seinen Namen. Somit ist es offensichtlich: Der Alpensteinbock und der Zoo Salzburg sind untrennbar miteinander verbunden. Und das nicht erst seit der offiziellen Gründung vor etwas mehr als 60 Jahren. Vielmehr wird die imposante Ziegenart mit den beeindruckenden Hörnern am Fuße des Hellbrunner Berges seit jeher gehalten. Zudem zierte der Alpensteinbock das Wappen des Erzbischofs Markus Sittikus, Graf von Hohenems (1574 – 1619). Dieser ließ nicht nur das Schloss Hellbrunn erbauen, sondern in den Jahren 1616 – 1618 auch Steinwild für den dazu gehörigen Tiergarten einfangen, wie in dem am 28. Februar 2022 in den Salzburger Nachrichten erschienenen Artikel mit dem Titel „Das Rätsel um den Tod der letzten Steinböcke“ zu lesen ist. Ende des 17. Jahrhunderts habe es im gesamten Ostalpenraum nur noch die Population im hinteren Zillertal gegeben, die Anfang des 18. Jahrhunderts ebenfalls verschwunden war. Zuvor stellte das Steinwild über jahrtausendelang eine begehrte Jagdbeute für den Menschen dar, dem außerdem eine Art Schutz- und Heilwirkung zugeschrieben wurde.
So befand sich der Alpensteinbock um das Jahr 1800 am Rande der Ausrottung. Die heutige Population von über 50.000 Tieren lässt sich ausnahmslos auf die etwa 100 zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Gebiet des Gran Paradiso im Aostatal übrig gebliebenen Steinböcken zurückführen. Von jener letzten Population in den italienischen Westalpen gelangten Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Tiere in die Schweiz, wo mit der Nachzucht sowie der gezielten Wiederauswilderung in ausgewählten Gebieten der Ostalpen begonnen wurde.
Diese wohl geplanten Auswilderungsaktionen dauern bis heute an und der Zoo Salzburg beteiligte sich inklusive der sechs Tiere, die in der vergangenen Woche zusammen mit sieben jungen Steinböcken aus Innsbruck und St. Pölten im Lungau in ihr neues Leben starteten, mit insgesamt fast 40 Alpensteinböcken daran. Schon im Juli 2021 wurden an der gleichen Stelle in Lessach Steinböcke aus verschiedenen Zoos freigelassen. Und wie im vergangenen Jahr, fand die Aktion unter der Federführung von Gunther Weichselbaum statt, der nach eigener Aussage eine große Leidenschaft für die majestätischen Tiere hegt. Um die Tiere an die abgelegene Stelle zu transportieren, mussten sie für das letzte Stück sogar per Helikopter in ihre neue Heimat gebracht werden.
Für den Zoo Salzburg ist die Auswilderung der vier männlichen und zwei weiblichen jungen Steinböcke mehr als gelebter Artenschutz, denn sie drückt gleichzeitig die über Jahrhunderte andauernde Verbindung zu diesen Tieren aus.


Zoo Salzburg, 21. Juli 2022

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