Die Rufe des am 5. Juli 2021 im Vogelpark des Zoo Salzburg geschlüpften Nandukükens wurden nach anfänglichem Zögern doch noch erhört. „Erst hat Hahn Gerardo das, durch die typischen Pfeiflaute auf sich aufmerksam machende, Küken namens Kiko komplett ignoriert“, erzählt Geschäftsführerin Sabine Grebner. „Allerdings wurde das Ei, aus dem Kiko schlüpfte, auch nicht von ihm ausgebrütet, sondern von einer Brutmaschine“, fügt Sabine Grebner hinzu. Mittlerweile darf das Küken aber nachts unter dem Gefieder des 13 Jahre alten Hahns liegen und seine Rufe sind nahezu verstummt. Besucher sehen das sechs Wochen alte Küken meist in unmittelbarer Nähe der erwachsenen Nandus über die Anlage stolzieren. „Somit wurde Kiko erfolgreich adoptiert“, freut sich Sabine Grebner.
„Um eine Fehlprägung des Kükens auf den Menschen zu vermeiden, haben wir den Versuch gewagt und das Küken zwei Tage nach dem Schlupf in die Anlage gelassen“, berichtet Kuratorin Lisa Sernow Zunächst war Kiko noch von den Nandus getrennt untergebracht und teilte sich den Stall mit einigen Araucana Hühnern. „So konnten sich die Vögel durch eine Absperrung kennenlernen und wir konnten die Reaktion der erwachsenen Tiere gut beobachten“, sagt Lisa Sernow.
Um Kiko zu identifizieren, mussten Besucher anfangs schon sehr genau hinsehen, da Hühner und Nanduküken ähnlich groß waren. An den für Nanduküken typischen Streifen im Gefieder war es jedoch relativ gut zu erkennen – und natürlich an den Pfeiflauten. Offensichtlich sagte ihm sein Instinkt von Anfang an, dass es kein Huhn ist und es nur anhaltend auf sich aufmerksam machen muss, um von Gerardo erhört zu werden. Lisa Sernow erklärt: „Bei den in Südamerika beheimateten Laufvögeln sind ausschließlich die Hähne für das Brutgeschäft und die Aufzucht der Küken zuständig. Nach dem Schlüpfen bleiben die Küken etwa ein halbes Jahr beim Vater, der sie eifrig vor möglichen Gefahren beschützt.“
Doch warum kam es überhaupt zu der Adoption? „Unsere 9-jährige Henne Innozenzia hatte in diesem Jahr nur ein Ei gelegt, aus dem jedoch kein Küken geschlüpft ist“, sagt Sabine Grebner. Deshalb habe man sich dazu entschlossen, fremde Nandueier in der Brutmaschine ausbrüten zu lassen.
Fotocredit: Gisela Brechenmacher (Bild 1)
Zoo Salzburg, 18. August 2021