Noch ist die am 29. April 2019 in der Stuttgarter Wilhelma geborene Malou ein wenig schüchtern. „Schneeleoparden sind sehr sensible Tiere, die eine gewisse Zeit benötigen, um sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen“, erklärt Geschäftsführerin Sabine Grebner. Die neue Partnerin des acht Jahre alten Katers Sayan kam Anfang Dezember in Salzburg an und hatte die Außenanlage nach einer kurzen Eingewöhnungszeit bereits mit Bedacht erkundet. „Bei einem ihrer ersten Ausflüge hat sie allerdings ihren ‚Nachbarn‘, Puma Yagul, entdeckt und zieht es seitdem vor, am Eingang zum Innenbereich sitzen zu bleiben und sich nur vorsichtig umzusehen“, sagt Revierleiter Sebastian Zobler.
In Salzburg hat es bei den genauso schönen wie seltenen Großkatzen im Jahr 2021 insgesamt drei Wechsel gegeben. Im Februar kam Weibchen Geeta, die seit 2015 an der Seite von Sayan lebte, auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in den Sofia Zoo. Der zweijährige Sohn Somu von Sayan und Geeta ist seit Ende November in Talliner Zoo in Estland. Ebenfalls auf Empfehlung des EEP fiel die Wahl der neuen Partnerin auf die junge Malou. Sie wuchs zusammen mit ihrem Bruder Askar im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart auf. Ihre Eltern sind Kater Ladakh und Katze Kailash.
„Mit Malou zieht ein genetisch besonders wertvolles Tier nach Salzburg“, freut sich Sabine Grebner. Dshamilja, die Mutter von Kailash wurde 2000 im zentralasiatischen Hochgebirge von Tadschikistan geboren und geriet als ganz junges Tier in eine von Wilderern aufgestellte Schlagfalle, wodurch sie ein Drittel ihres rechten Hinterfußes verlor. Schließlich wurde das etwa fünf Monate alte, verletzte Jungtier von einer Anti-Wilderer-Einheit auf einem Schwarzmarkt in Bischkek, der Hauptstadt Kirgisistan entdeckt und beschlagnahmt. Nachdem Dshamilja in freier Wildbahn nicht überlebensfähig war, brachte man sie in den Zoo Zürich, wo sie ein stolzes Alter von 19 Jahren erreichen durfte und mehrfach Nachwuchs hatte, darunter auch die 2010 geborene Kailash. Für die Zucht bedrohter Arten werden der Natur keine gesunden Tiere entnommen. Kommt durch einen derartigen Ausnahmefall ein Tier aus freier Wildbahn in menschliche Obhut, ist es für die genetische Vielfalt von großer Bedeutung, diese Linie fortzusetzen“, erklärt Sabine Grebner. Gesehen und wahrgenommen hat Sayan seine neue Partnerin natürlich schon. Bis die beiden Schneeleoparden gemeinsam auf der Außenanlage zu sehen sind, dauert es aber noch eine Weile.
Zoo Salzburg, 22. Dezember 2021