Optisch sind sie eine Mischung aus Eichhörnchen und Maus. Siebenschläfer, die einigen von Ihnen sicherlich als polternde „Untermieter“ bekannt sein dürften, erkennt man an ihrem buschigen Schwanz, dem mausgrauen Fell sowie ihren großen Knopfaugen und langen Schnurrhaaren. Der Name kommt nicht von ungefähr.
Die nachtaktiven Nagetiere halten einen langen Winterschlaf, um die nahrungsknappe Jahreszeit zu überstehen. Genaugenommen schlafen sie in der Regel sogar etwas länger als sieben Monate, nämlich von Ende September bis Mitte Mai. Ihre Jungtiere werden im Juli und August geboren. In dem Zusammenhang ist eine Tatsache besonders erwähnenswert: In mageren Jahren geht die Geburtenrate gegen Null, wohingegen in Jahren, in denen es viele Bucheckern und Eicheln gibt, entsprechend viele Siebenschläfer geboren werden. Ist das vielleicht schon die Erklärung dafür, dass bei uns im Zoo innerhalb der vergangenen Wochen neun, offensichtlich verwaiste, Siebenschläfer abgegeben wurden? Zumindest liegt ein Zusammenhang nahe.
Die vorübergehende Ziehmutter, unsere Tierpflegerin Chantal Pletz, sieht sich derzeit einer zwar schönen, aber auch schlaffressenden Mammutaufgabe gegenüber. Neben ihren tagtäglichen Aufgaben als Tierpflegerin versorgt sie ihre neun Schützlinge rund um die Uhr. Je nach Alter möchten die niedlichen Nager nämlich alle zwei Stunden gefüttert werden. Außerdem befindet sich unter den quirligen Zeitgenossen auch das ein oder andere Sorgenkind, das zudem eine intensivere Betreuung und medizinische Versorgung benötigt. Dafür haben die ersten Findelkinder bereits so gut an Gewicht zugelegt, dass sie bald ausgewildert werden können, während andere wohl ihr Winterquartier unter menschlicher Obhut aufschlagen werden. Darunter auch der kleine Siebenschläfer, der seinen Findern tatsächlich am Hosenbein hing und daran hochkletterte. Das klingt nach einem „Hilferuf“, meint auch Chantal Pletz, die von der Rasselbande sicherlich noch eine Zeit lang auf Trab gehalten wird. Obwohl sie ihren „Zweitjob“ als Ersatzmama wirklich gerne macht, warnt sie auch davor, scheinbar verwaiste Jungtiere vorschnell einzusammeln. Zunächst sollte man sich immer versichern, dass die Mutter tatsächlich nicht mehr wiederkommt. Außerdem sollte eine Aufzucht stets von fachlich versierten Menschen erfolgen.
Zoo Salzburg, 10. September 2020