Der November hielt, was der Oktober normalerweise verspricht. Leuchtend gelbe bis rötliche Blätter bilden einen atemberaubenden Kontrast zum stahlblauen Himmel. Wenn vor dieser farbprächtigen Kulisse noch ein majestätischer Gänsegeier am Hellbrunner Berg seine Kreise zieht, ist das Bild perfekt. „Sobald die Gänsegeier nach einem langen Sommer in ihr Winterquartier an der steilen Felsmauer zurückkehren, ist das immer ein erhebendes Gefühl“, schildert Geschäftsführerin Sabine Grebner die beeindruckenden Momente. „Sie vermitteln einem ein Stück wiederkehrende Normalität, so etwas wie Verlässlichkeit, was gerade in diesen Zeiten immer wichtiger wird“, beschreibt Grebner. Derzeit sind mit etwas Glück während der besucherfreien Zeit, auch außerhalb der Mauer des Zoo Salzburg, zwei Gänse- oder Weißkopfgeier zu beobachten.
Aber nicht nur der Blick gen Himmel auf die kreisenden Gänsegeier versetzte Beobachter ins Schwärmen. So erstrahlte auch die Afrikasavanne des Zoo Salzburg während des etwas verspäteten goldenen Herbsts in – im wahrsten Sinne des Wortes – neuem Licht. Während die Litischi Wasserböcke farblich mit den warmen Tönen des österreichischen „Indian Summers“ konkurrierten, bildeten die strahlend weißen Polarwölfe in ihrer Anlage hinter den Weißhandgibbons einen auffälligen Gegensatz zum bunten Blätterwald.
Zwar setzen die Kapuzineraffen keine farblichen Akzente, es war aber trotzdem herrlich zu beobachten, wie sie im Herbstlaub akribisch nach sorgfältig versteckten Leckereien suchen. Bereits abgefallene Blätter eignen sich nämlich hervorragend für Enrichments, also für kniffelige Aufgaben, die von den Zoobewohnern mit Begeisterung gelöst werden, weil am Ende eine saftige Belohnung auf sie wartet. Im Fall der Kapuzineraffen, die beinahe jedes Blatt einzeln umdrehten, präsentierte sich die wohlverdiente Belohnung als süße, im Laub versteckte Weintrauben. Leider konnten sich an diesem Anblick, aufgrund der coronabedingten Schließung des Zoos, keine Besucher erfreuen. „Dafür trösten die dabei entstandenen Aufnahmen ein wenig darüber hinweg und außerdem kommt der nächste Herbst bestimmt“, verspricht Sabine Grebner.
Zoo Salzburg, 27. November 2020
Fotocredit (Gänsegeier | Polarwolf): Kerstin Joenssen