Mit seiner üppigen Mähne und seinem grimmig wissenden Blick gehörte er auch unter seinesgleichen zu den besonders imposanten Erscheinungen. Doch nicht nur deshalb hat sich der ehemalige Zirkuslöwe auf der Liste der herausragenden Tierpersönlichkeiten des Zoo Salzburg unangefochten den ersten Platz gesichert. Mit „Stinki“ war nämlich „nicht gut Kirschen essen“. So pflegte der Charakterlöwe seinen Missmut durch eine ebenso für Lacher wie für Entsetzen sorgende Angewohnheit zum Ausdruck zu bringen. Hatte jemand seinen Unmut auf sich gezogen, bestrafte Stinki ihn mit einer schlecht riechenden kalten Dusche. Sprich, er pinkelte durch das Gitter der Außenanlage gezielt auf Zoobesucher. Manchmal bekamen auch nichtsahnende Hunde oder das Fahrrad der Tierärztin eine wohl platzierte Duftmarke ab. Wer jetzt denkt, dass diese doch eher schlechte Angewohnheit den von 1996 bis 2008 im Zoo Salzburg lebenden Löwen zum unbeliebtesten tierischen Bewohner werden ließ, irrt gewaltig. Vielmehr war Stinki, der eigentlich Yango hieß, sogar so beliebt und weit über die Grenzen Salzburgs bekannt, dass ihm ein betuchtes Ehepaar ihr Haus sowie ihr Auto vermachte. Dadurch steuerte der schöne Stinki nach seinem Ableben einen nicht unerheblichen finanziellen Anteil zum Bau des aktuellen Löwenhauses am Ende der Afrikasavanne bei. Stinki dagegen residierte noch in der alten Anlage, wo heute der Spielplatz neben der Mähnenwolfanlage zu finden ist. Und wahrscheinlich nahmen ihm weder Besucher noch Zoomitarbeiter seine manchmal miserable Laune übel, da sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf seine wohl nicht allzu guten Erfahrungen mit Menschen zurückzuführen ist. Schließlich wurde der stattliche Löwe zusammen mit sieben weiteren Raubkatzen von einem Wanderzirkus beschlagnahmt. Zusammen mit drei weiblichen Löwen kam "Yango" nach Salzburg, wo er ein erstaunliches Alter von 19 Jahren erreichen durfte.
Zoo Salzburg, 12. Mai 2021